Die Musiktheater-Kultur am Wiener Kaiserhof in den Ehejahren Leopolds I. und Eleonore Magdalenas (1677 - 1705) war eine kulturelle Praxisform, die im Dienst von Zeremoniell und Repräsentation stand und Diskursen über Tugenden, (Geschlechter-) Rollen und Politik ein Forum bot. Zu feierlichen Anlässen von Kaiser und Kaiserin in Auftrag gegeben, entstand am Habsburger Hof ein Repertoire von mehreren hundert Musiktheaterwerken. Diese Fülle des Repertoires ermöglicht belastbare Aussagen über den Bezug zwischen Anlass, Geschlecht, Raum und musiktheatralen Gattungen. -- In den Geburtstags- und Namenstagopern des Kaiserpaars, dem in diesem Buch untersuchten Repertoire, dokumentiert sich das beinahe alltägliche kulturelle Handeln einer Elitekultur. Das ermöglicht eine ¿dichte Beschreibung' dieser höfischen Musikkultur mit seinem Akteurssystem von Auftraggebern und Bühnenkünstlern: Librettisten, Komponisten, Sängern, Musikern, Tänzern und tanzenden Mitgliedern der kaiserlichen Familie. Im Korpus der Geburtstags- und Namenstagopern lassen sich ein funktional ausdifferenziertes System von Gattungstypen sowie ein Spektrum zwischen diskursiven und performativen Gattungsausprägungen ausmachen. Die Imagebildung der höfischen Oper, die hier gezeigt werden kann, reiht sich ein in den Kontext des neueren Forschungsinteresses an Residenzen und höfischer Kultur. [Verlagsangabe]